Zuckerhutberge

Mein Plan, Thailand und Laos in einem Beitrag abzuhandeln, ist ja mal ganz schön in die Hose gegangen 😀 Aber was soll’s. So habt ihr auch länger etwas davon. Wir waren zuletzt in Luang Prabang. Uwe und Sandra sind nach Süden gefahren, ich hatte mir eine Bustour nach Nong Khiaw in zwei Nächte dort vor Ort gebucht. Es kam, wie es kommen musste. Der Bus sollte um 10 Uhr etwas außerhalb der Stadt abfahren. Mich sollte ein Songteo abholen. Viertel vor 11 war immer noch niemand da. Asiatische Unpünktlichkeit ist für mich ja nichts neues, aber so langsam bekam ich Stress.

Als das Songteo dann endlich kam und mich (und 13 andere) zum Busbahnhof beförderte, wartete die nächste Überraschung auf mich. Ein Bus, bereits voll besetzt mit 26 Leuten auf 25 Sitzen, und ungefähr 100 wartende Personen… Alle paar Minuten kam ein neues Songteo an und brachte neue Abenteurer, die das laotische Transportnetz bezwingen wollten. 15 Minuten später kam tatsächlich auch ein weiterer Bus – wieder nur mit 25 Plätzen. Die Menge drängte sich dicht vor den Bus, jeder schob nur sein Gepäck vor das Gesicht des nächsten in der Hoffnung, dass man danach einsteigen und einen Platz ergattern könnte. Mir ist es gelungen. Inzwischen wieder gut 100 anderen hinter mir nicht mehr. Es war die reinste Schlacht am kalten Buffet! (Wer die Referenz nicht erkennt, google dieses Lied!)

Schlechte Straßen, schöne Berge

Über recht schlechte Straßen mit vielen Löchern ging es nun also in die Berge. Nong Khiaw ist als Wandergebiet bekannt und man kann dort von Tubing und Kajak auf dem Fluss bis zu mehrtätigen Wanderungen alles machen. Ich war – vor allem mental – aber so ausgelaugt, dass ich mich lediglich zu einem einzigen Aussichtspunkt hoch geschleppt habe und ansonsten die meiste Zeit in Restaurants gesessen und gefuttert und getrunken habe. Hätte ich mich besser gefühlt und wäre ich länger da gewesen, dann hätte ich sicher eine Menge schöner Sachen sehen können. Statt dessen organisierte ich mir eine Minivan-Fahrt zurück nach Luang Prabang. Es war ein kurzer, aber dann auch recht entspannter Besuch in Nong Khiaw.

Die Party-Zentrale Vang Vieng

Kaum wieder in Luang Prabang angekommen, ließ ich mein großes Gepäck bei Khua, dem netten Rezeptionisten, und fuhr mit dem chinesischen Zug ebenfalls nach Süden, nach Vang Vieng. Hier lernte ich im Minivan zum Bahnhof David kennen, ein französischer Diplomat, der in Japan lebt und ein semi-professioneller Fotograf ist. Auch hier kann ich euch nur empfehlen, die Fotos auf seinem Instagram-Profil zu bewundern. Die sind der HAMMER! Wir unterhielten uns großartig! Am Bahnhof angekommen, war dann alles wirklich perfekt durchorganisiert. Check-In mir QR-Code, Scan der Taschen wie das Handgepäck im Flugzeug (man darf keine Aerosole und Waffen mitnehmen, aber scheinbar sind sie nicht so empfindlich, denn Uwe hatte zuvor sogar sein Messer mitnehmen können), kühle Wartehalle, perfekte Pünktlichkeit, braves Anstellen in einer Reihe, ein geordneter Traum! Schließlich tausche im Zug die neben mir sitzende Person sogar den Platz mit David, so dass wir weiter quatschten.

Angekommen in Vang Vieng teilten wir uns dann ein Songteo und verabredeten uns für später. David wollte etwas außerhalb von einer Brücke aus ein ganz bestimmtes Foto machen und ich durfte mit :D Auf dem Weg dort hin hielten wir auch noch kurz an einer der “Blauen Lagunen”. Ich hatte ja gedacht, das sind natürliche Pools, tatsächlich sind sie aber gemauert und betoniert und mit Zip-Lines und Tauen zum Schwingen ausgestattet. Dort hängen irgendwie alle Backpacker zwischen 17 und 30 herum, trinken Bier, toben herum und machen Party mit lauter Musik. Nicht so unser Stil.

Später auf der Brücke lernte ich dann gaaaaaaaaaaaaaanz viel über Belichtung, Blende, Richtung der Sonne, Einsatz von Drohnen und was man mit Photoshop sonst noch so erreichen kann für “das perfekte Foto”. Ich hatte einen großartigen Tag und Abend, auch, wenn die Brücke stark von LKW befahren war und jedes Mal fürchterlich gebebt hat, wenn wieder einer darüber gebrettert ist. Das Ergebnis spricht für sich, wie ich finde ;)

Das Ergebnis guter Anleitung
Drohnenbild von David Rolland
Drohnenbild von David

Zielloses Wandern und Abendessen im Reisfeld

Am nächsten Tag hatte ich nicht viel vor, daher bin ich ziemlich ziellos durch Vang Vieng gewandert. Am Abend und am frühen Morgen fliegen hier zahllose Heißluftballons. Die Aussicht von da oben muss der Wahnsinn sein und auch von unten geben sie ein schönes Bild ab. Der Fluss ist voll mit großen Kajak-Gruppen und man kann “Tipsy Tubing” buchen, wo man sich betrinkt und dann mit einem LKW-Reifen-Schlauch den Fluss runter stürzt. Hierbei sind in den letzten Jahren wohl etliche Backpacker zu Tode gekommen, deswegen war das (oder ist sogar noch) eigentlich verboten. Interessiert aber niemanden.

Auch hier habe ich mich von all den Action-Aktivitäten fern gehalten. Die berühmten Aussichtspunkte mit dem Motorrad auf dem Gipfel oder mit dem Flugzeug habe ich mir bei der Affenhitze auch gespart. Ich habe mir statt dessen für den Abend einen Tisch im schicksten Hotel der Stadt reserviert, damit ich ein paar tolle Fotos von den Reisfeldern hier machen konnte. Ich wusste, dass David hier residierte und abends das gleiche Foto machen wollte. Also haben wir uns (nachdem ich fertig gegessen hatte) noch einmal getroffen, erneut über die Kameraeinstellungen für das optimale Ergebnis gesprochen, und danach noch ein bisschen weiter gequatscht. Dann trennten sich unsere Wege. Er wollte kurze Zeit später noch nach Sri Lanka und ich war begeistert über die Punkte, die er besuchen wollte. Ich bin gespannt, welche Bilder er davon veröffentlichen wird.

Goodbye Laos

Damit ging meine Zeit in Laos auch schon wieder zu Ende. Ich hatte zwischendurch überlegt, ob es mir das Geld wert ist, meinen gebuchten Flug und meine Hotels verfallen zu lassen und noch viel früher zu flüchten. Ich bin aber froh, dass ich es nicht gemacht habe, denn sonst hätte ich David nicht kennen gelernt. Die Natur in Laos ist wirklich schön, absolut einmalig und auch Luang Prabang hat – außerhalb vom Chinesischen Neujahr – wirklich Charme. Trotzdem kann ich nicht nachvollziehen, warum Leute Laos als “ihr Lieblingsland in Südostasien” bezeichnen. Es ist überteuert, die Menschen sind bis auf wenige Ausnahmen unfreundlich, das Transportnetz ist grauenvoll und unorganisiert und ich bin auf meiner gesamten Reise noch nie so betrogen worden wie hier. Überhaupt habe ich das Gefühl, es geht überall nur um absolute Gewinnmaximierung. Wenn ich noch einmal wieder komme, dann eher mit einer organisierten Tour, denn ich glaube, dann sieht und macht man stressfrei mehr, als ich das jetzt auf eigene Faust gemacht habe. Vielleicht war es auch zu wenig Zeit. Oder die falsche Zeit. Auf jeden Fall ist Laos nicht MEIN Lieblingsland geworden.

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